Welche Wanderschuhe sind am gesündesten für die Füße?

Das Thema Wanderschuhe ist mittlerweile sehr komplex geworden. Anders als früher, als es in puncto Wanderschuhe kam Auswahl gab, ist heute das Angebot unüberschaubar. Aber das ist auch gut für den Wanderer oder Bergsteiger, denn so vielseitig wie die Produktpalette der Wanderschuhe sind auch die Bedingungen der Touren und die Füße der Wanderer.

Gesunde Wanderschuhe sehen anders aus ...
Gesunde Wanderschuhe sehen anders aus …

Was heißt gesund beim Thema Füße & Wanderschuhe?

Der Gesundheitsbegriff geht beim Wandern weit über die Abwesenheit von Krankheiten und Verletzungen hinaus. Es geht beim richtigen Wanderschuh auch um das Wohlfühlen, denn beim Wandern sollten wir motiviert sein und Freude empfinden. Schließlich machen die wenigsten von uns das aus beruflichen Gründen (was nicht heißt, dass man nicht auch im Beruf Freude empfinden kann).

Aber die Abwesenheit von Verletzungen und Krankheiten ist natürlich schon mal die Grundlage für das Wohlfühlen im Wanderschuh.

Körperliche Schäden vermeiden

Welche Krankheiten und Verletzungen könnten das nun sein, die der Wanderer durch einen optimal angepassten Schuh vermeiden will?

Da fällt uns natürlich als erstes die Bildung von Blasen beim Wandern ein. Wie diese zu verhindern sind, habe ich an anderer Stelle beschrieben.

Ein weiteres gängiges Problem sind blutige und geschwollene Zehen, bei denen im Extremfall sogar der Zehennagel abfallen kann. Dies liegt daran, dass man vor allem bei langen Abstiegen mit den Zehen vorne an den Innenschuh stößt.

Wandern soll gesund sein und Spaß machen ...
Wandern soll gesund sein und Spaß machen …

Hier hilft im Grunde nur der richtige Wanderschuh der so passt, dass man eben nicht mit den Zehen vorne anstößt. Dabei ist allerdings Voraussetzung, dass man den Schuh auch vernünftig schnürt. Auch zum richtigen Schnüren von Wanderschuhen gibt es an anderer Stelle einen Artikel auf meinen Seiten.

Orthopädische Probleme wie Senk-Spreiz-Fuß oder Hallux valgus spielen beim Thema Fußgesundheit und Wanderschuhe natürlich auch eine große Rolle. Hier braucht man einerseits das passende Wanderschuhmodell, andererseits kommen bei diesen Problemen auch orthopädische Einlagen zum Zuge. Ohne den richtigen Schuh nützt aber auch die beste Einlage nichts.

Welche Wanderschuhe sind am gesündesten?

Kommen wir nun zu unserer Frage: Welche Wanderschuhe sind am gesündesten für die Füße?

Das kann man natürlich nicht pauschalten beantworten, sondern nur individuell. Aber man könnte sich vor dem Kauf von Wanderschuhen ein paar Kriterien überlegen, die Einfluss auf die Fußgesundheit haben.

Da wäre zum ersten schon mal die wichtigste Grundregel: Die neuen Wanderschuhe müssen möglichst gut passen. Und dieses „Passen“ hat nicht nur mit der Schuhgröße zu tun. Selbst die ist aber schon kompliziert genug.

Jeder weiß, dass zwischen der europäischen zweistelligen Größenangabe, der englischen und der amerikanischen deutliche Unterschiede bestehen und diese nicht einfach umzurechnen sind. Im Internet gibt es aber an verschiedenen Stellen Vergleichstabellen, mit denen man grob herausfinden kann, was z.B. Schuhgröße 45 in der UK-Skala oder der US-Skala ungefähr bedeutet.

Auch Halbschuhe können gute Wanderschuhe sein ...
Auch Halbschuhe können gute Wanderschuhe sein …

Das nächste Problem ist, dass Schuhgröße 10 nicht bei jedem Hersteller genau gleich groß ist. So sind viele beim Kauf von Schuhen schon dazu übergegangen, den Fuß mit einem Maßband oder Zollstock genau auszumessen, um dann über die genaue Fußlänge in Zentimeter und die Innenschuhlänge (messen der Einlegesohle) das richtige Wanderschuhmodell zu finden.

Länge ist nicht alles

Habe ich nun einen Wanderschuh in der richtigen Länge gefunden, heißt das noch lange nicht, dass der Schuh auch passt.

Die verschiedenen Hersteller arbeiten jeweils mit ihren unterschiedlichen Leisten. So gibt es Produzenten, die sich eher an breiteren Füßen orientieren, während Mitbewerber eher auf schmalere Füße abzielen.

Ein Beispiel dafür sind die beiden in Deutschland am meisten verbreiteten Wanderschuhmarken Meindl und Lowa. Erstere bieten eher breite Modelle an, während letztere sich an schmaleren Füßen orientieren. Das bedeutet dann in der Praxis: Wenn mir ein Lowa-Schuh gut passt, werde ich beim nächsten Schuh kaum mit einem Meindl glücklich werden können.

Soweit die Grundregel. Nun differenzieren sich aber auch die einzelnen Hersteller immer weiter aus. So gibt es z.B. aus dem Hause Hanwag nun auch schmalere oder besonders weit geschnittene Modelle, von denen spezielle Modelle sich z.B. an Wanderer mit einem Hallux-Valgus-Problem richten.

Leider sieht man den Wanderschuhen diese Spezialformen nicht auf den ersten Blick an. Da hilft nur, sich vom Verkäufer oder Hersteller die entsprechenden Informationen zu besorgen und konzentriert durchzulesen.

Soweit zur optimalen Form des Innenschuhs.

Eine weitere Rolle spielt die Gesamtkonstruktion

Welche Rolle spielt die Konstruktion? Hier ein Beispiel: Es macht wenig Sinn, mit steigeisenfesten Wanderschuhen im moderaten Alpenvorland unterwegs zu sein. Was im alpinen Gelände optimal wirkt, kann unter anderen Bedingungen eher zum Hindernis werden.

Die starre Sohle der Alpinstiefel behindert auf befestigten Wegen das natürliche Abrollverhalten des Fußes. Dadurch werden das gesamte Knöchelgelenk, der Fuß und auch die Wade extrem stark belastet. Das geht nicht nur auf Kosten eines ausdauernden ermüdungsarmen Wanderns, sondern führt langfristig auch zu Fehlbelastungen und Schmerzen. Auch die Bildung von Blasen wird gefördert.

Für jedes Gelände gibt es einen optimalen Wanderschuh ...
Für jedes Gelände gibt es einen optimalen Wanderschuh …

Andersrum hat eine zu weiche Sohle im alpinen Gelände, vor allem im Geröll, viele Nachteile. Der Wanderer spürt jeden Stein und die Füße ermüden sehr schnell. Abends fühlen sich die Füße an wie durch die Mangel gedreht.

Nun gibt es, das will ich nicht verschweigen, heutzutage auch Freunde von sehr leichten Schuhen oder Barfußschuhen im alpinen Gelände. Dazu braucht man aber eine enorme Trittsicherheit und es kommt eine andere Gehweise zum Einsatz. Statt einen Fuß vor den anderen zu setzen muss man mit sehr weichen Sohlen oder Barfußschuhen konzentriert und gezielt treten. Das ist für die einen ein gutes Training, für die anderen ermüdend und lästig.

Die optimale Konstruktion der Wanderschuhe oder Bergschuhe hat also ein wenig mit individuellen Vorlieben, mehr aber noch mit objektiven Gegebenheiten der geplanten Tour zu tun.

Das im Wanderschuh verbaute Material

Neben Größe und Konstruktion spielt auch das verwendete Material eine Rolle für die Fußgesundheit. Hier geht es vor allem um Wasserdichtigkeit und Belüftung. Goretex oder Leder, dicke oder dünnere Wände … auch hier sollten die geplante Tour und die persönliche Neigung zum Schwitzen als Kriterien beim Schuhkauf einbezogen werden.

Starkes Schwitzen am Fuß fördert die Blasenbildung, genauso das Laufen in vom Regen oder feuchtem Gras durchnässten Schuhen. Und wenn man sich auf einer längeren Trekkingtour erst mal eine Blase eingefangen hat, wird man sie nicht so schnell wieder los.

Fazit:

Ihr seht also, die gesündesten Schuhe der Welt sind nicht so ganz einfach zu finden. Am besten ist, sich …

  • … in Schritt 1 darüber Gedanken zu machen, welche Touren man meistens bewandern wird.
  • In Schritt zwei sollte man sich, z.B. im Internet, über die objektiven Charakteristika der in Frage kommenden Schuhe informieren.
  • In Schritt 3 sollte der Schuh dann anprobiert werden, um herauszufinden, dass er wirklich perfekt zum eigenen Fuß passt.

2 Kommentare

  1. Ich hatte gerade per E-Mail eine Frage zu Testergebnissen zum Kauf von Wanderschuhen. Ein Lederschuh war schlecht bewertet. Hier meine Antwort:

    „… ich würde auf Tests bei Wanderschuhen nicht allzuviel geben. Meist wird garnicht klar, wer dahinter steht, wie genau die Testkriterien aussehen, ob sie nur ein Exemplar pro Modell oder mehrere getestet haben, ob sie damit auch länger unterwegs waren oder ob sie nicht sowieso grundsätzlich Goretex-Schuhe oder eine bestimmte Marke besser finden. Vielleicht ist die Bergwandererfahrung bei den Testern ja begrenzt? Oft werden Kriterien getestet, die man als Käufer nicht unbedingt auch entscheidend finden muss. Und genauso oft fehlen beim Test entscheidende Faktoren.

    Solange man nicht weiß, wie genau das Testergebnis zustande gekommen ist, nützt einem das Testergebnis wenig. Letztlich müssen die Schuhe gut passen und für das, was man vorhat, gut funktionieren. Sonnige Tagestouren sind perfekt für Volllederschuhe. Bei verregneten Hüttentrekkings bewähren sich GoreTex-Schuhe besser. Vielleicht hatten die Tester ja noch eine ganz andere Art von Tour im Sinn.

    Ein schlechtes Ergebnis im Test ohne weitere Erläuterungen würde mich jedenfalls nicht vom Kauf der Lederstiefel abhalten.“

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