Bergsteigerdörfer: Ruhepole in den Alpen

Geheimtipp zum Weitersagen für Leute, die die Alpen abseits von Megahotels, Skipisten und Halligalli erleben wollen. Bergsteigerdörfer sind etwas für Wanderer und Bergsteiger, die die Natur und die traditionelle Kultur der Alpen mögen.

Bergsteigerdörfer: Gewachsene Strukturen statt Investitionsobjekte
Bergsteigerdörfer: Gewachsene Strukturen statt Investitionsobjekte

Die Alpen gehören zu den letzten naturnahen Landschaften in Europa. In der modernen Konsumgesellschaft werden sie aber immer stärker von wirtschaftlichen Interessen und der Respektlosigkeit vieler Touristen bedroht.

Immer mehr moderne Installationen wie Seilbahnen, Skilifte, Skipisten, Hängebrücken, Aussichtstürme oder Skywalks machen aus unersetzlichen Naturlandschaften einen Spielplatz für die Freizeitgestaltung betuchter Konsum- und Spaß-Touristen. Viele Orte in den Alpen, und oft gerade die, die die immer noch auf den sterbenden Skitourismus setzen, sind für Naturliebhaber kaum noch zu ertragen.

Chance in der Umkehr: Zurück zur Natur

Um einen ganz anderen Weg zu gehen, hat sich die Initiative der Bergsteigerdörfer gegründet. Diese Orte wollen nicht immer mehr Lifte, immer größere Hotels und immer mehr Halligalli, sondern sie besinnen sich auf eine schonende, nachhaltige touristische Entwicklung und sehen sich als Basislager für Menschen, die die Berge aus eigener Kraft erklimmen wollen und dabei die gewachsene Alpenkultur und Bergnatur zu schätzen wissen.

In den Bergsteigerdörfern geht es also darum, dem Gast das Wandern, Bergwandern, Klettern und Bergsteigen zu ermöglichen und ihm dabei Unterkunft und Verpflegung in einem Ort anzubieten, den man auch noch als Alpendorf erkennen kann. Es geht um den Einklang zwischen Natur und Mensch. Kurz gesagt ist die Devise: „Weniger ist mehr.“

Dabei sind die Bergsteigerdörfer keine staatlich geförderten Museen. Auch ihnen geht es darum, mit dem Tourismus Arbeitsplätze zu schaffen und die Abwanderung der jungen Generationen zu bremsen. Auch sie wollen eine lebenswerte Umgebung mit angepasster Infrastruktur wie Internetversorgung, Handynetz und einem bürgerfreundlichen ÖPNV. Aber eben schonend und nachhaltig.

Wie sind „Bergsteigerdörfer“ entstanden und was ist das Ziel?

Mit-Initiatoren der Idee der Bergsteigerdörfer sind die Alpenvereine. Hier hat man gemerkt, dass in weiten Teilen der Alpen durch touristische Überlastung die Ursprünglichkeit und die traditionelle Kultur verloren gegangen sind. Daher sollen solche Orte gefördert werden, in denen die alpine Welt noch in Ordnung ist.

Dem Gast soll der ungetrübte und schonende Genuss der Natur- und Kulturlandschaft ermöglicht werden. Man fordert von ihm aber, genauso wie von den Tourismusplanern und den politischen Entscheidern vor Ort, den entsprechenden Respekt vor der gewachsenen Landschaft.

Statt Tourismusindustrie prägt die bäuerliche Landwirtschaft die Bergsteigerdörfer.
Statt Tourismusindustrie prägt die bäuerliche Landwirtschaft die Bergsteigerdörfer.

Dafür soll sich der Genuss der Bergidylle auf hohem Niveau bewegen. Für Einkehr und Unterkunft wird gesorgt. Die Bewegung in der Natur soll soweit wie möglich aus eigener Kraft geschehen und Lärm und Hektik haben in den Bergsteigerdörfern nichts verloren.

Unter diesen Prämissen wurden ausgewählte Bergsteigerdörfer besonders betreut und gefördert. Die Idee dahinter ist die, dass diese guten Beispiele an nachhaltiger touristischer Entwicklung in den Alpen Vorbild sein können für viele andere Ferienorte. Für Dörfer, die eine Orientierung für ihre Entwicklung suchen, und denen man eine Alternative zu immer mehr Liften, Pisten, Erlebnistempeln und Megahotels anbieten will.

Was bedeutet das für den Wanderer, Kletterer oder Bergsteiger?

Wenn man die nächste Wandertour in die Alpen plant, dann fällt oft die Auswahl des Standortes und der Bergtouren schwer. Die Alpen sind groß und vielfältig und oft hat man bei der Planung seiner nächsten Tour die Qual der Wahl.

Das Label Bergsteigerdörfer kann hier aber eine gute Orientierung bieten. Wer auf der Suche nach einem traditionellen Bergdorf ist mit bäuerlicher Landwirtschaft und kleinen Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen, wer auf eine große Auswahl an Liften verzichten kann, wer lieber in einem traditionellen Dorfgasthof oder auf einer Almhütte einkehrt als in einer durchgestylten Lounge mit lautem Elektropop oder Alpenschlagern, der sollte sich gleich mal die Liste oder die Karte mit den Bergsteigerdörfern anschauen. Hier hat man die Garantie, dass man die Alpen noch als Alpen erleben kann, die noch nicht mit überzogener touristischer Infrastruktur und Massentourismus verschandelt sind.

Wo und wie finde ich Bergsteigerdörfer?

Der größte Teil der Bergsteigerdörfer liegt in Österreich, aber es gibt auch einige in Bayern, in der Schweiz, im Friaul, drei in Slowenien, zwei in Südtirol, zwei im Piemont und eines sogar in den Ligurischen Alpen.

Asketisch leben muss man in den Bergsteigerdörfern nicht.
Asketisch leben muss man in den Bergsteigerdörfern nicht.

Fündig wird man über die Webseite Bergsteigerdörfer.org. Hier wird die Philosophie der Kooperation vorgestellt und man findet auch eine Auflistung der Orte, die sich dieser Philosophie verpflichtet fühlen. Insgesamt sind das (Stand 2024) 38 Dörfer, die den Kriterienkatalog erfüllt haben und das Label Bergsteigerdörfer zuerkannt bekommen haben. Diese Auszeichnung gibt es übrigens nicht für immer. Die Einhaltung der Kriterien, die man auch auf den Webseiten der Bergsteigerdörfer finden kann, wird regelmäßig kontrolliert.

Suche nach Aktivitäten wie Bergsteigen, Klettern oder Mountainbike

Übrigens kann man bei der Suche nach den Bergsteigerdörfern auch anders vorgehen. Die besagte Webseite Bergsteigerdörfer.org ermöglicht auch die Suche nach Bergsportaktivitäten. So gibt es zum Beispiel eine Liste, die man anklicken kann, und die dann zu den Dörfern weiterleitet, in denen die entsprechenden Aktivitäten möglich sind.

Bei manchen Aktivitäten macht dieses Vorgehen eher weniger Sinn, denn Bergwandern z.B. kann man von jedem Bergsteigerdorf aus. Aber bestimmte Touren wie Schneeschuhwandern oder Klettersteige, Hochtouren oder Eisklettern sind nicht überall möglich. Und da macht diese Suchstrategie durchaus Sinn.

Übrigens …

… wer gern mitten in der Natur übernachtet, aber das Biwakieren und Zelten scheut, der könnte sich ja mal das Glamping anschauen.

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