Wie sich rücksichtslose Touristen weltweit daneben benehmen und wie die einheimische Bevölkerung das findet.
Das Problem „Rücksichtslose Touristen“ gab es immer schon. Viele Zeitgenossen benehmen sich im Urlaub so, wie Sie es sich zu Hause nicht trauen würden. Wenn die soziale Kontrolle oder die Angst vor der heimischen Justiz fehlen, zeigen manche Reisende ihr wahres Gesicht und halten das vielleicht sogar noch für Freiheit oder Selbstbestimmtheit.
In den Urlaubsgebieten klagen Einheimische schon lange über Touristen, die fast nackt im Supermarkt erscheinen, grölend durch nächtliche Straßen laufen oder ihre Notdurft in den Vorgärten privater Häuser verrichten. In den letzten Jahren eskalieren solche Verhaltensweisen aber immer mehr. Scheinbar halten manche Reisende es für ihr Recht oder für eine Art Freiheit, ihre Gastgeber zu brüskieren. Gleichzeitig wiegt eine neokoloniale Attitüde die Touristen in dem Glauben, als weiße Besucher in fernen Ländern eine Art Narrenfreiheit zu genießen.
Verhalten in fremden Kulturkreisen
So gingen in letzter Zeit Fotos von Bali aus um die Welt, auf denen sich rücksichtslose Touristen nackt auf heiligen Vulkanen oder in Tempelstätten zeigen. Auf Bali sind auch immer mehr Touristen mit gemieteten Motorrollern ein Problem, die sämtliche Verkehrsregeln in den Wind schlagen. Wenn man selber die Balinesen als unglaublich freundlich und rücksichtsvoll erlebt hat, tut das Verhalten der immer mehr werdenden Urlaubs-Rowdys richtig weh.
Ähnliche Fälle gibt es aus Ägypten, wo ein dänischer Fotograf mit einer Partnerin nachts auf die streng gesperrte Cheops-Pyramide kletterte, um sich dort während des (gespielten) Geschlechtsaktes selbst zu fotografieren. Dabei sollte jedem klar sein, welche Rolle die Pyramide für das Selbstwertgefühl und die Identität der Ägypter spielt – auch ohne explizite Verbote.
Auch Peru hat ähnliches zu berichten. Nachts brach eine Gruppe Touristen aus unterschiedlichen Ländern in die verschlossene Inkastadt Machu Picchu ein. Sie feierten dort, brachen Steine aus den Wänden und verrichteten ihre Geschäfte in den alten Gemäuern.
Diese Vorfälle zeigen augenscheinlich eine wachsende Rücksichtslosigkeit und Überheblichkeit, die auf diversen Kanälen im Internet sogar noch bejubelt wird. Den einzelnen Protagonisten dieser Aktionen sind ihre Heldentaten aber jeweils nicht gut bekommen, denn die mittlerweile sehr selbstbewussten Behörden einstmals um Touristen buhlender Reiseländer im globalen Süden verstehen bei der Schmähung der einheimischen Kultur und der Verletzung lokaler Sitten schon lange keinen Spaß mehr.
Die Gastfreundschaft und traditionelle Höflichkeit der Menschen in diesen Reiseländern hat dort seine Grenzen, wo Touristen die Bewohner derart brüskieren.
Verhalten im eigenen Kulturkreis
Aber auch die Einheimischen westlicher Länder müssen von Reisenden aus den gleichen Kulturkreisen einiges aushalten. So wurde in Neuseeland eine englische Großfamilie berühmt, die während Ihres Urlaubs diverse Delikte ansammelte. Diebstähle in Tankstellen, Vermüllung der Strände, Zechprellerei in Restaurants und (von Einheimischen gefilmte) Pöbeleien verlängerten die Liste so weit, dass Tausende von Neuseeländern eine Petition unterschrieben, die letztendlich zur Ausweisung der Familie führte. Und die von Sauforgien und Komafeiern geplagten Reiseziele rund um´s Mittelmeer wie Mallorca sind ja nun auch schon zur Genüge durch die Medien gegangen.
Sind Wanderer und Bergsteiger auch rücksichtslose Touristen?
Rücksichtsloses Verhalten auf Reisen ist aber nicht nur auf den Durchschnittsurlauber beschränkt. Im Bergsteigergebiet rund um den Mount Everest ist eine Spezies unterwegs, der man eigentlich mehr Verantwortung für Umwelt und Natur zutrauen sollte. Trotzdem gilt der Everest mit seinen Basislagern mittlerweile als höchstgelegene Müllhalde der Welt.
Auch anderswo verhalten sich viele Bergsteiger, Wanderer oder andere „Naturliebhaber“ überraschend ignorant. Neben dem Müllproblem klagen die Zielgebiete auch über Störung der Privatsphäre oder der Tierwelt. Auf Mallorca läuft man ohne Scheu in´s private Wohngebäude der Finca und schaut sich um. Im Nationalpark Harz durchqueren Schneeschuhwanderer die streng geschützten Winterruhezonen der Wildtiere. Und immer mehr GPS-Tracks in Portalen wie Komoot führen rücksichtslos über private Grundstücke, über Heuwiesen oder durch Natur-Schutzzonen – mit der Folge, dass die nachfolgenden Nutzer der Apps breite Trampelpfade in sensiblen Gebieten hinterlassen.
Was sagt das über unsere Gesellschaft?
Was sagen diese Beispiele nun über die heutige Gesellschaft aus? Warum sind Werte wie Rücksicht und Respekt scheinbar bei vielen Zeitgenossen so weit aus der Mode gekommen, dass ein verantwortungsvolles Verhalten im Reiseland häufig sogar verlacht und geschmäht wird? Oder hat es solche Verhaltensweisen von Einzelnen schon immer gegeben und sie wurden nur nicht so bekannt?
Eine Verstärkung und eine zusätzliche Motivation für respektloses und grenzüberschreitendes Verhalten könnten auch die sozialen Medien verursachen, in denen widerliche Grenzüberschreitungen häufig die größte Resonanz hervorrufen. Und so versucht der Nächste „Influencer“, die zweifelhaften Erfolge der Mitbewerber noch zu toppen.
Eine endgültige Beurteilung will ich hier nicht abgeben und das lieber dem Leser überlassen. Schreibt eure Meinung gern unten in das Kommentarfeld.
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