Kann man am Comer See gut wandern?

Ja, das kann man definitiv. Allerdings sollte man sich dabei über ein paar Dinge im Klaren sein.

Gravedona am Comer See
Gravedona am Comer See

Der Comer See liegt am Südrand der Alpen und ist dort quasi komplett von Bergen umgeben. Der Wasserspiegel liegt auf 200 m Meereshöhe. Anders als beim Gardasee können die Wettereinflüsse aus der Poebene nicht so leicht in den Bereich des Lago di Como, wie er auf italienisch heißt, vorstoßen. Andererseits haben es die alpinen Wettereinflüsse von Norden her leichter, den See zu erreichen. Trotz allem mediterranen Ambiente mit Zitronen, Bananen, Oliven und Palmen ist das Klima rund um den Comer See also etwas herber als am Gardasee. 

Alte Brücken und alte Wege
Alte Brücken und alte Wege

Ähnlich wie am Nordende des Gardasees findet man am gesamten Comer See nur sehr wenige weite und einigermaßen ebene Flächen. Fast überall geht es relativ steil bergauf. Nur die Schwemmfächer der Seitenflüsse bieten etwas Platz für die Orte. Das bedeutet aber auch, man kann nicht überall stundenlang am See entlang laufen. Oft endet die Promenade am Ortsrand vor einer steilen Wand und es würde nur über Straßen weitergehen. Letztere verschwinden immer wieder in einem Tunnel. 

Wanderwege zwischen Bergen und Comer See

Ein paar Höhenmeter über dem See findet der Wanderer aber die ersten schönen Möglichkeiten. Hier liegen alte Ortsverbindungswege, die oft die Felsnasen umgehen oder mit viel Auf und Ab über sie hinweg führen. An der Westseite des Sees verläuft hier die alte Römerstraße Via Antica Regina, auf der man auch längere Etappen wandern kann. Ein gutes Beispiel für diese Wanderungen ist auch die Umrundung des Sasso Pelo bei Gravedona.

Der Monte Lignone im April
Der Monte Lignone im April

Das eigentliche Wandergebiet am Comer See liegt weiter oben, und um es vorweg zu sagen, es ist eine traumhafte Wanderregion. Das bedeutet aber auch, dass man mit öffentlichen Verkehrsmitteln hier nicht immer glücklich wird.

Öffentliche Verkehrsmittel

Direkt rund um den See sind die Verbindungen sehr gut. Auf der Westseite fährt eine Buslinie, auf der Ostseite ein Zug und auf dem See viele Schiffslinien. Will man aber in die höher gelegenen Orte, dann muss man sich auf sehr dünne Busverbindungen einstellen. So ist der private Pkw oder der Mietwagen immer noch die beste Möglichkeit, zum Startpunkt der attraktivsten Wanderungen zu kommen. 

Die schönsten Wandergebiete liegen oben

Wenn man sich das Relief rund um den Comer See vergegenwärtigt, dann ragen aus dem Wasser die Felswände häufig erstmal fast senkrecht hinauf. Weiter oben wird es dann aber etwas flacher oder, besser gesagt, weniger steil.

Val Codera
Val Codera

Hier liegen viele Bergdörfer, die oft noch bewohnt sind, zumindest, wenn sie noch an eine Straße angeschlossen sind. Außerdem gibt es aber auch viele weitgehend verlassene Dörfer, die mit dem Auto nicht zu erreichen sind. Und es gibt sogar einige Dörfer, die noch bewohnt sind und wo man z.B. auch übernachten und einkehren kann, die aber nicht an das Straßennetz angeschlossen sind und über Materialseilbahnen oder sogar den Helikopter versorgt werden. Codera im gleichnamigen Coderatal im Norden des Comer Sees ist so ein Wanderziel.

Landschaft und Wanderwege

Die Landschaft in dieser mittleren Höhenlage ist sehr eindrucksvoll. Natürlich hat man von fast überall fantastische Ausblicke, entweder auf die Alpen, die bis weit in den Sommer hinein mit Schnee bedeckt sind, oder auf den See – oder auch beides zugleich. 

Die Wege verlaufen oft als schmale Pfade durch Kastanien- oder Birkenwälder oder über aufgelassene Almen und Maiensässen. Immer wieder werden weite Ausblicke frei. Zwischendurch wandert man auch immer wieder auf alten Mulatieras, Eselspfaden mit Kopfsteinpflaster, oder auch mal auf einer Treckerspur oder Forststraße. 

Die Landschaft ist steil.
Die Landschaft ist steil.

Durch die urigen Dörfer und die alte Kulturlandschaft fühlt man sich hier in der Zeit zurückversetzt. Die Häuser sind aus groben Graniten und Gneisen gesetzt und mit schweren Steinplatten bedeckt. Viele alte Häuser sind schon zusammengefallen. Zwischendrin findet man aber immer wieder auch renovierte und restaurierte Gebäude. 

Almen und Gipfel über dem Comer See

Wandert man noch weiter hinauf, trifft man auf die Alm-Region. So viele Kühe weiden hier auch im Sommer nicht mehr, aber die hochgelegenen Wiesen spielen vor allem im Frühsommer ihren Charme aus, denn dann blühen hier zuerst die Krokusse und dann jede Menge Almblumen und Alpenrosen

Darüber liegen die felsigen Gipfelbereiche. Von vielen Gipfeln hat man eine wirklich unvergleichliche Aussicht. Vom Monte Grona z.B. sieht man zu seinen Füßen liegen nicht nur den Comer See, sondern auch den Luganer See. Gleichzeitig geht der Blick bis auf die gletscherreichen Bernina-Alpen in der nahen Schweiz.

Oben liegt im April noch Schnee.
Oben liegt im April noch Schnee.

Von diesen spektakulären Aussichtsbergen gibt es mehrere, z.B. der Monte Berlinghero oder der Monte Lignano, die zu den absoluten Traumtouren für Bergsteiger und Gipfelstürmer in der Region Comer See gehören. 

Ruhige Wege und gute Infrastruktur

Obwohl der Comer See eine lange touristische Tradition hat und am See selber vor allem im Sommer auch ordentlich Betrieb herrscht, sind die Wandergebiete hier oben nicht besonders stark frequentiert. Man trifft schon hin und wieder mal Wanderer, aber im Vergleich zu den Gebieten am Nordrand der Alpen ist man hier oft fast einsam unterwegs. Trotzdem gibt es eine gute Infrastruktur, z.B. Berghütten des Alpenvereins (CAI = italienischer Alpenclub) oder urige Gasthäuser in den hoch gelegenen Orten.

Alpine Herausforderungen am Comer See

Im April kann man auf vielen Gipfeln, besonders auf den Nordseiten, noch mit Schnee rechnen und z.B. auf dem Monte Lignano liegt noch bis weit in den Sommer hinein Schnee. 

Die Hauptwanderwege sind markiert.
Die Hauptwanderwege sind markiert.

In den mittleren Höhen tun sich nach extremen Wetterlagen andere Schwierigkeiten auf. Viele Bergbäche führen nach Starkregen oder Schneeschmelze eine Menge Wasser und die Wanderwege, die höhenlinienparallel über dem See durch tolle Landschaften führen, queren immer wieder die Seitentäler und damit auch die Bäche.

Hier braucht man manchmal für die Überquerung etwas Trittsicherheit, denn es gibt nicht immer Brücken. Stattdessen muss man von Stein zu Stein steigen. Für erfahrene Bergwanderer ist das aber kein Problem. Aber auch daran sieht man, dass diese Region noch nicht von übertriebener Infrastruktur überprägt ist. 

Die urigen Wälder, die mittelalterlichen Wege, die traditionellen Dörfer und das gesamte Ambiente einer archaischen Kulturlandschaft bieten dem Wanderer ein tolles Gesamterlebnis. Dazu kommen die unvergleichlichen Ausblicke auf die umgebenden oberitalienischen Seen und die schneebedeckten Alpen. Mit diesen Highlights gehört die Region um den Comer See für mich daher zu den schönsten Wanderregionen im Alpenraum. 

Mehr Infos zum Wandern und Reisen …

… am und über dem Comer See findest Du unter TrekkingGuide.de: Comer See.

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