Sicher habt ihr die Worte Glamping oder Glampingplätze in letzter Zeit schon öfter mal gehört: Glamping ist die Kombination aus Glamour und Camping. Ja, das hat im weitesten Sinne etwas mit Camping zu tun, ist aber wesentlich luxuriöser oder mindestens komfortabler als Camping.
Dem eingefleischten Wanderer und Trekkingfreund, der auf das einfache Leben steht, ist Glamping vielleicht erst einmal etwas suspekt. So ging mir das, ehrlich gesagt, auch im ersten Moment. Aber unter diesem Titel findet man jede Menge interessante Übernachtungsmöglichkeiten, mit denen man so vielleicht nicht gerechnet hätte.
Und es geht auch nicht immer darum, eine bewährte asketische Übernachtungsform für anspruchsvolle Komfort-Konsumenten erträglich zu machen. An vielen Stellen ist es eher das Ziel der Anbieter, eine originelle und phantasiereiche Übernachtungsmöglichkeit inmitten der Natur zu schaffen.
Immer schon Glamping: Jenseits von Afrika und in der Mongolei
Vielleicht hat schon mal jemand von euch eine Tour in den ostafrikanischen Nationalparks erlebt, wo man auch in Zelten übernachtet. Diese sind in der Regel mit richtigen Betten und sogar Toiletten und Duschen ausgestattet. Oder vielleicht war von euch schon jemand in der Mongolei und hat seine Nächte dort in den fantastischen Jurten zugebracht. All diese Übernachtungen waren schon Glamping, als es das Wort noch gar nicht gab. Und ich habe sie immer sehr genossen.
Man hat einen gewissen Komfort und Platz im Zelt, schläft in einem richtigen Bett, gleichzeitig lebt man aber unmittelbar in der Landschaft und Natur. Daher vereinen diese Übernachtungsformen für mich die Vorteile einer Berghütte oder eines naturnahen Hotels mit festem Dach über dem Kopf und eines Zeltes, in dem man die Natur unmittelbar erfährt.
Buchtipp 111 Glampingplätze
Mit der neuen Wortschöpfung Glamping und der Glamping-Welle in den sog. Sozialen Medien stößt man auch in Europa immer häufiger auf diese Formen komfortablen Übernachtens in der Natur. So ist z.B. im Emons Verlag ein Glampingführer erschienen: “111 Glampingplätze die man kennen muss”. Dieses Werk von Simone Leitner bezieht sich auf ungewöhnliche Übernachtungsmöglichkeiten in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Hier finden sich die unterschiedlichsten Übernachtungsangebote, und nicht alle haben irgendetwas mit einem Zelt zu tun. So gibt es zwar gleich am Anfang eine Zelthütte, eine Kombination aus Holzhütte und Zelt, danach folgt aber schon eine Art Tiny House mitten in den Dünen. Bei Berlin gibt es sogenannte Bubble Häuser, die aussehen wie Iglus mit einem durchsichtigen Plastikdach. Eine Art bessere Bauwagen stehen am Nordseestrand, genauso wie Strandkörbe, in denen man schlafen kann. Und Zirkuswagen mit Designerküchen sind nach einigem Blättern im Buch auch keine Überraschung mehr.
Natürlich werden in diesem Buch auch Baumhäuser (und sogar Baum-Villen mit Boxspringbetten und Bad) in den Kronen der grünen Riesen vorgestellt, die ja fast schon zu etablierten Übernachtungsangeboten gehören. Und Hausboote oder Wohnwagen werden in der richtigen Umgebung ebenfalls zu gemütlichen Behausungen inmitten der zauberhaften Natur. Es gibt Tipis, Tiny Houses in jeder Form, bewohnbare Fässer, alle möglichen Arten von gut ausgestatteten und geräumigen Zelten, eine alte Seilbahn-Gondel und so weiter und so weiter.
Glamping ist Fantasie, Design und Natur
Beim Glamping haben Design-Profis und Hobby-Architekten ihre Fantasie spielen lassen und allen Übernachtungsideen ist nur gemein, dass sie in kleinsten Gebäuden stattfinden, dabei den Gästen durchaus Komfort bieten und einen unmittelbaren Zugang in die Umgebung. Das ist meistens die Natur, manchmal aber auch die Stadt, denn in Hamburg stehen zum Beispiel drei Wohnwagen in einem kleinen Hof.
Blick auf die Karte der Glampingplätze
Besonders praktisch an dem vorgestellten Buch sind die im Anhang befindlichen Karten. Hier kann man schnell die Lage der einzelnen Objekte lokalisieren. So sucht man sich einfach eine Region aus, in der man übernachten will, und schaut, ob es eines der 111 Glamping-Angebote dort gibt.
Auf der Karte wird dem Leser schnell klar, dass die Dichte an diesen ungewöhnlichen Übernachtungsplätzen in der Schweiz und am nördlichen Alpenrand besonders hoch ist. Liegt das daran, dass die Autorin Schweizerin ist? Vielleicht gibt es in Deutschland beim Glamping aber auch noch etwas Nachholbedarf.
Preise liefert das Buch leider nicht, aber die sind ja auch schnell nicht mehr aktuell. Im jeweiligen Datenblock hinter der atmosphärischen Beschreibung der Behausung findet man die Internet-Adresse des Betriebes.
Übrigens …
… wer glaubt, dass Glamping ein einfaches und preiswertes Vergnügen ist, der wird oft enttäuscht. Es gibt bei den Glampingplätzen auch relativ günstige Übernachtungsvarianten, viele Angebote verlangen aber Preise, die sich von Hotelpreisen kaum unterscheiden.
Es geht beim Glamping trotz der manchmal recht einfachen, oft aber auch edlen Ausstattung nicht darum, eine günstige Übernachtung anzubieten. Es geht eher darum, das Natur- und Landschaftserlebnis unmittelbar zu gestalten und dadurch einen Mehrwert zu schaffen, den man im Hotel nicht findet. So sind viele Baumhäuser oder Zelthütten trotz Komposttoiletten und fehlender Fernseher – aber mit 5-Sterne-Erlebnissen – durchaus ihr Geld wert.