Wenn man als Kletterer oder Bergsteiger im Winter seinen Sport nicht oder nur bedingt ausführen kann, dann sollte man sich etwas suchen, mit dem man sein Gleichgewichtsgefühl auch in der weniger aktiven Jahreszeit trainiert. So entstand die Slackline.
Der Gleichgewichtssinn ist sehr komplex. Daran sind verschiedene Elemente des Körpers beteiligt: die Ohren, die Augen, die Fußsohlen, feine Muskelfasern in den Beinen und im ganzen Körper … und all dies und auch deren Zusammenspiel will trainiert sein. Aus diesem Grund haben sich Bergsteiger im Winter ein Seil zwischen zwei Bäume gespannt, um darauf Balance-Übungen durchzuführen. Die Slackline war geboren. Das balancieren auf der Line verhinderte, dass sich das für den Bergsteiger extrem wichtige Gleichgewichtsgefühl in der Nebensaison zur Ruhe setzt.
Aus diesem Wintertraining für Bergsteiger hat sich dann in den Stadtparks dieser Welt das Slacklining entwickelt – vielleicht kein Zufall, das das mit dem Kletterboom einher geht. Das Slacklining ist hervorragend geeignet, Trittsicherheit und Gleichgewichtssinn zu verbessern oder zu erhalten.
Aller Anfang ist schwer – auch auf der Slackline
Wenn man mit der Slackline – oder wie man früher gesagt hat dem Seiltanzen – beginnt, dann fühlt sich das Ganze erstmal relativ schwierig an. Zuerst ist man schon froh, wenn man einfach nur kurz auf dem Seil stehen bleiben kann. Bis man so weit ist, dass man sicher Sprünge absolvieren kann, dauert es i.d.R. schon eine ganze Weile – zumindest bei den meisten. Aber wie bei vielen Dingen: aller Anfang ist zwar schwer, aber stetiges Üben macht den Meister.
Zur Technik und zum Balancieren will ich hier nicht allzu viel sagen. Das ist eher ein Praxisthema. Das kann sich jeder leicht erschließen durch Ausprobieren, und vielleicht durch Zuschauen bei anderen. Hier würde ich aber gerne ein paar Regeln und Kriterien zum Aufbau der Slackline geben, um die Gefahren und die Belastung von Natur und anderen Menschen so gering wie möglich zu halten.
Der Aufbau der Slackline: Sicher und schonend!
Zuerst braucht es einen geeigneten Platz. In der Regel wird man seine Slackline zwischen zwei Bäume oder um zwei Pfosten schlingen. Dabei sollte man natürlich Wegquerungen oder volle Liegewiesen vermeiden. Die in Stadtparks oder auf anderen öffentlichen Flächen geltenden Regelungen sollten beachtet werden, und die Slackline sollte man, während sie aufgebaut ist, im Auge behalten.
Ein geeigneter Baum hat eine mindestens 30 cm dicken Stamm auf der Höhe der Umschlingung. Bewegt sich der Baum unter Last, sollte man ihn lieber nicht für die Slackline nutzen. Besonders in der Wachstumsphase im März, April und Mai sollte man möglichst auf noch dickere Bäume mit einer groben Rinde ausweichen, um den Baum nicht zu schädigen.
Bevor man einen Spanngurt oder eine Bandschlinge um den Baum legt, sollte man einen Baumschutz anbringen. Dieser darf auf der Rinde nicht reiben oder scheuern. Er sollte den ganzen Baum umfassen und so breit sein, das die Slackline nicht über den Baumschutz hinausrutschen kann. Als Material kann man z.b. alteTeppichreste, alte Isomatten oder einen professionellen Baumschutz verwenden.
Die Breite der Schlinge, die um den Baum gelegt wird, sollte mindestens 5 cm betragen, Bandschlingen aus dem Kletterbereich sind da meist zu dünn.
Doppelt gelegte Schlingen sollten etwas auseinander gezogen werden, damit die Last auf einer möglichst großen Fläche aufliegt. Auch die Knoten der Schlingen sollte man sehr sorgfältig ausrichten, damit sie keinen Druck auf den Baum ausüben.
Vorsicht mit dem Kletterkram!
Verwendet man beim Aufbau Kletterkarabiner, dann sollte der Slackliner einiges beachten: Aluminium-Karabiner sind der Dauerbelastung beim slacklining nicht dauerhaft gewachsen, denn sie sind eher auf Gewicht und wenige kurze Spitzenbelastungen konstruiert. Falls sie verwendet wurden, darf man sie nicht mehr zum Klettern benutzen. Stahlkarabiner sollten eine Belastung in einer geraden Zugrichtung haben. Sie sollten also in einem Ende nicht zwei Enden einer Bandschlinge aufnehmen, die aus unterschiedlichen Richtungen kommen. Am besten eignet sich zur dauerhaften Befestigung ein Schäkel, den man im Baumarkt oder beim Bootsausrüster bekommt.
Metallteile der Slackline sichern!
Beim Aufbau sollte der Slackliner oder Bergsteiger erst alles locker vorspannen, dann jedes Element logisch auf richtige Anbringung prüfen, und erst dann die Slackline auf Spannung bringen. Die Ratsche sollte so angebracht werden, dass durch sie keine Verletzungen entstehen können. Gegebenenfalls deckt man sie ab.
Es macht auch Sinn, die Ratschen oder andere Metallteile am Baum redundant zu sichern. Wenn eine Slackline reißt und wie eine Peitsche durch die Luft zischt, ist das gefährlich genug. Wenn aber am Ende noch ein Metallteil wie eine Keule durch die Luft saust, kann das sehr gefährlich werden.
Slackline kaufen und Anleitungen in Buchform
Ein fertiges Set findet man schon für 30 bis 40 Euro, z.B. unter den Slacklines. Im Buchhandel findet man auch besonders für den Anfänger hilfreiche Bücher zum Slacklining.
Übrigens …
… vielleicht willst Du ja auch mal andere Outdoor-Sportarten als Wandern probieren?
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