Eine Serpentine ist ein Geschenk! Was soll das denn bedeuten? Hier geht es um eine möglichst kraftsparende Art, Anstiege zu überwinden… Und eine möglichst schonende Art, Abstiege hinter sich zu bringen. Der Schlüssel zum Glück ist die optimale Routenwahl.
Beim Bergwandern und Bergsteigen liegt das Überwinden von steilen Anstiegen und von steilen Abstiegen in der Natur der Sache. Bei den Anstiegen liegt die Kunst des Bergsteigers darin, diese möglichst ökonomisch, das heißt mit möglichst wenig Kraftanstrengung und Energieverbrauch zu überwinden. Bei den Abstiegen wiederum kommt es darauf an, die Muskulatur nicht allzu schnell zu ermüden und die Belastung für die Gelenke gering zu halten. Außerdem sollen hierbei natürlich auch Unfälle wie Stolpern vermieden werden.
Geschenke soll man annehmen!
Bei Bergwanderungen und Bergtouren gibt es jeweils eine ideale Aufstiegsroute und eine ideale Abstiegsroute, die bestmöglich zum Gelingen unter oben genannten Kriterien beiträgt.
Nun kann man einwenden, dass bei vielen Wanderungen ja der Weg vorgegeben ist. Das stimmt aber nur bedingt. Auch auf vorgegebenen Wegen, selbst wenn es schmale Pfade sind, hat man immer noch genug Variationsmöglichkeiten, um einen möglichst guten Routenverlauf umzusetzen. Es macht einen riesen Unterschied, ob man z.B. auf etwas breiteren Wanderwegen in der flacheren Außenkurve oder der steileren Innenkurve geht.
Werden die Wege schmaler, gibt es gerade bei Bergpfaden häufig die Möglichkeit, die längere Variante des Pfades zu wählen – oder die steilere kürzere Variante. Obwohl das auch aus Umweltschutzgründen nicht angeraten ist, haben viele vorhergehende Wanderer hier schon Abkürzungen ins Gelände getreten.
Routenwahl beim Aufstieg
Wenn man nun beim Aufstieg ist, locken diese Abkürzungen. Man kann dadurch ein Stück der Strecke sparen, und man bringt dadurch den mühsamen Anstieg vermeintlich schneller hinter sich. Eine kürzere Strecke bedeutet am Berg aber immer auch einen steileren Anstieg. Hier wendet der Bergsteiger wesentlich mehr Energie auf, als wenn er die weite Serpentine ausgehen würde.
Die paar steilen Stufen hat man schnell hinter sich gebracht, aber der Kraftaufwand dafür ist enorm. Selbst wenn man anfangs noch genügend Energie für solche Varianten hat, so summiert sich der Energieaufwand doch im Laufe des Tages. Es wäre wesentlich kraftsparender, die weiten Kurven auszugehen. Der Weg wird dadurch länger, aber weniger steil. Der Aufwand an Kraft wird geringer, und so kann der Bergwanderer oder Bergsteiger wesentlich länger durchhalten. Wer das Geschenk der Serpentine annimmt, der kommt wesentlich erholter am Gipfel an, als derjenige, der die steileren Abkürzungen genommen hat.
Routenwahl beim Abstieg
Beim Abstieg kommt es vor allem auf ein sicheres und gelenkschonendes Verhalten an. Auch hier sind steile Abkürzungen wieder enorm schädlich.
Im Abstieg wird die Beinmuskulatur enorm belastet, besonders, wenn man mit einem schweren Rucksack unterwegs ist. Dabei gilt: je steiler das Gelände ist, desto stärker die Belastung für Muskulatur und Gelenke. Mit jedem Schritt wirkt durch die Stauchung viel mehr als nur das Körpergewicht samt Gepäck auf die Knie ein.
Bei vielen Bergtouren habe ich erlebt, dass ich bei dem weiten Ausgehen von Serpentinen mindestens genauso schnell unterwegs war, wie andere Bergsteiger, die die steilen Abkürzungen genommen haben. Dabei wurden meine Beinmuskulatur und meine Kniegelenke aber deutlich stärker geschont. Ich konnte in großen Schritten ausschreiten, ohne eine nennenswerte Belastung zu spüren.
Bei den steileren Varianten hätte ich viel vorsichtiger gehen müssen und ich hätte mit jedem Schritt das gesamte Körpergewicht samt Rucksack abbremsen müssen. Vermutlich machen sich aber viele Bergwanderer nur wenige bis gar keine Gedanken um eine gelungene Routenwahl.
Fazit: Sowohl für den Aufstieg, als auch für den Abstieg empfehle ich, die Serpentinen zu benutzen, wenn sie denn schon einmal angeboten werden. Das ist meistens deutlich ökonomischer und gesünder, als die engen Kurven oder die Abkürzungen in Falllinie.
Es gibt aber natürlich auch Grenzen. Gerade bei alten Reitwegen sind die Serpentinen oft extrem weit auseinander gezogen. Dafür weisen Sie ein extrem geringes Gefälle auf, weil man damit die Reit- oder Lasttiere schonen wollte. Hier wäre ein Auslaufen der weiten Serpentinen für den Fußgänger oft nicht mehr sinnvoll.
Ganz frei ist der Bergwanderer und Bergsteiger natürlich, wenn er sowieso in weglosen Gelände unterwegs ist. Hier gilt es, entsprechend der eigenen Kraft und Kondition, einen optimalen Steigungswinkel zu finden und ihn im Gelände in entsprechende Serpentinen umzusetzen.
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