Bericht Bärentrek 2022

Im August trifft sich eine Gruppe von Wanderern aus den Regionen zwischen Ostsee und Oberbayern zum Trekking auf dem Bärentrek. Es sollte eine sehr abwechslungsreiche Tour in netter Gesellschaft werden.

Auf dem Bärentrek im August
Auf dem Bärentrek im August

Tag 1, Samstag: Anreise zum Bärentrek

An einem warmen und sonnigen Samstag im August treffen sich die Teilnehmer der Trekkingtour abends im Hotel Bär in Meiringen. Das Abendessen kommt zum großen Teil vom Grill und anschließend gibt es auf der Terrasse noch eine kleine Informationsrunde zur kommenden Woche auf dem Bärentrek. Danach erholen sich erstmal alle von ihren längeren oder kürzeren Anreisen.

Tag 2, Sonntag: Von der Schwarzwaldalp nach Grindelwald

Um 7 Uhr gibt’s Frühstück und um 8:20 Uhr sitzen die Bärentrek-Wanderer im Bus zur Schwarzwaldalp. Auf (für die meisten) angenehme Weise absolvieren wir die ersten Höhenmeter, denn wir wollen uns nicht gleich am ersten Tag komplett verausgaben. An der Schwarzwaldalp startet dann unsere erste Etappe af dem Bärentrek.

Immer zuverlässig: Der Schweizer Postbus
Immer zuverlässig: Der Schweizer Postbus

Nach einem Blick auf das alte Sägewerk geht es ein kurzes Stück auf Almstraße und dann rechts auf Pfaden den Berg hinauf. Ein abwechslungsreicher Mix aus Wald und Wiesen begrüßt uns in der Almregion rund um Grindelwald. Wir überqueren die Oberlägeralm und erreichen den Rücken zwischen Haslital und Grindelwalder Tal. Die Blicke schweifen ins Haslital zurück und über Wetterhorn und Wellhorn bis zu Eiger, Mönch und Jungfrau. Im Tal vor uns erkennen wir Grindelwald und gegenüber den Aufstieg zur Kleinen Scheidegg, den wir uns morgen vornehmen.

Blick auf den Eiger
Blick auf den Eiger

Nun geht es aber erstmal abwärts zum Gasthaus Große Scheidegg, wo wir einen frühen Kaffee trinken können.

Nach der Pause geht es über Almwiesen und durch Buschwerk und Baumgruppen weiter hinab. Nach einer Weile legen wir auf einer sonnigen Wiese eine Picknickpause ein. Nach und nach verschleiert sich der Himmel immer mehr.

Almidylle bei Grindelwald
Almidylle bei Grindelwald

Als nächstes werden die Pfade etwas abenteuerlicher. Auf steilen Gratwegen nähern wir uns einer Schlucht mit Bach, den wir auf einer Brücke überqueren. Auf der anderen Seite wartet wieder Almlandschaft, die wir durchqueren, bis wir unter der First-Seilbahn die Station Bort erreichen. Hier sind wir im Trubel um Grindelwald angekommen. Viele Familien sind unterwegs und vor allem asiatische Reisende rauschen per Roller zu Tal.

Bahnhof Grindelwald
Bahnhof Grindelwald

Da wir früh dran sind, legen wir hier eine weitere Getränkepause ein. Dann geht es nur noch steil hinab zum Grindelwalder Bahnhof, an dem auch unser Hotel Derby beheimatet ist.

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Tag 3, Montag: Von Grindelwald nach Lauterbrunnen und Mürren

Sieben Uhr Frühstück, acht Uhr los. Einige von uns sind da schon auf dem Weg zum Jungfraujoch. Wir anderen wandern weiter auf dem Bärentrek hinab ins Tal der Schwarzen Lütschine, überqueren diese und steigen am Gegenhang zuerst parallel zur historischen Zahnradbahn aufwärts.

Aufstieg zur Kleinen Scheidegg
Aufstieg zur Kleinen Scheidegg

In der Nacht hat es geregnet und morgens ist es erst noch angenehm kühl. Je höher die Sonne steigt und je steiler es wird, desto mehr Schweißtropfen bevölkern die Stirn. Und es geht häufig sehr steil zur Sache. Anfangs noch auf Asphalt, später auf Schotterwegen, Berg- und Almpfaden. Die asphaltierte Hauptroute umgehen wir auf schöneren Varianten. Eine ganze Weile laufen wir auch im schattigen Wald.

Wald- und Wiesenanstiege
Wald- und Wiesenanstiege

Zum Schluss des Aufstieges tun sich plötzlich fantastische Ausblicke auf die Gletscherwelt auf. Eiger, Mönch und Jungfrau sind zum Greifen nah. Wir erkennen auch das historische Berghotel auf der Kleinen Scheidegg und die Zahnradbahn, die sich den Berg hinaufquält und auch vor 100 Jahren hier schon fuhr.

Kleine Scheidegg
Kleine Scheidegg

Nun noch ein Stück durch Almwiesen, und um kurz vor halb eins haben wir den Bahnhof erreicht. Seit viele Jungfraujochfahrer an der Station Eigergletscher umsteigen, geht es hier auf der Kleinen Scheidegg fast gemütlich zu. Wir verzehren unser Picknick oder kehren ein, je nach Gusto. Bald stoßen auch unsere beiden Jungfraujochbesucherinnen wieder zur Gruppe und um zehn nach eins geht es weiter Richtung Wengen.

Blick auf die Jungfrau
Blick auf die Jungfrau

Sanftes und steiles Gefälle wechselt sich ab. Besonders die Pfade auf der Lauberhornpiste sind sehr steil. Danach zieht ein Weg mit nur wenig Gefälle nach Wengen hinüber. Er bietet schon tolle Blicke ins Lauterbrunnental.

Gletscher unterm Eiger
Gletscher unterm Eiger

Wengen ist um kurz nach drei erreicht und einige entschließen sich, den Rest des Abstiegs per Bahn zurückzulegen. Wir anderen brauchen noch eine gute Stunde hinab nach Lauterbrunnen zum Bahnhof. Hier holen wir die vorbestellten Tickets ab, kaufen noch ein oder trinken Kaffee und nehmen dann die Bahn um 16:53 h.

Bahn Lauterbrunnen - Mürren
Bahn Lauterbrunnen – Mürren

Die große Gondel bringt uns hinauf und der anschließende Minizug hinüber ins autofreie Bergdorf Mürren. Noch ein paar Meter zu Fuß mit toller Sicht auf die Jungfrau-Gletscherwelt, dann sind wir gegen halb sechs am Hotel Jungfrau angekommen.

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Tag 4, Dienstag: Mürren – Sefinenfurgge – Griesalp / Golderli

Von Mürren wandern wir weiter auf dem Bärentrek in Richtung Rotstockhütte. Das Wetter ist super und wir bekommen immer wieder wechselnde Aussichten auf die Gletscherwelt der Jungfrau und ihrer Nachbarn. Zuerst geht es fast idyllisch dahin, dann wird es aber abrupt steil und wir müssen uns mühsam von der Hochterrasse in die Almregion hinaufarbeiten.

Start bei Sonnenschein
Start bei Sonnenschein

Nach dieser kräftezehrenden Passage geht es aber in einem weiten Hochtal wieder eben dahin. Wir schauen immer noch auf Gletscher, auf das Gspaltenhorn vorn oder auf das Schildhorn zur Rechten. Auf der anderen Talseite werden Kuhherden auf die Weide getrieben und das Rufen der Hirten und das Läuten der schweren Glocken schallt zu uns herüber.

Der Rotstock und seine Hütte
Der Rotstock und seine Hütte

Irgendwann kommt die Rotstockhütte in Sicht, wo wir eine Getränkepause auf der Hüttenterrasse einlegen. Hier haben wir etwa die Hälfte des Aufstiegs erledigt … aber die zweite Hälfte kommt ja noch.

Rotstockhütte
Rotstockhütte

Zuerst wieder über Almwiesen wird es nach und nach immer steiler. Wir arbeiten uns langsam und stetig hinauf. Die Wiesen gehen in weite Schieferschotterfelder über, die sich fast senkrecht zum Pass hinauf zu erstrecken scheinen.

Treppe zur Sefinenfurgge
Treppe zur Sefinenfurgge

Die letzten Meter werden dann von einer Holztreppe mit Drahtseil gesichert. Hier kann man keine kleinen Schritte mehr machen, und die hohen Stufen ziehen die letzten Kräfte aus den Beinen heraus. Aber dann sind wir ja oben.

Immer noch bei feinstem Sonnenschein öffnen sich fantastische Blicke in beide Richtungen, ins Lauterbrunnental und ins Kiental. Es ist halb eins, beste Zeit für´s Picknick. Ein Steinbock rastet ein Stück unterhalb. Andere Wanderer kommen und gehen, voll ist es aber nicht.

Rast auf der Sefinenfurgge
Rast auf der Sefinenfurgge

Nach dem Mittagessen geht es so steil über Treppen und Schieferschotter hinunter, wie wir auf der anderen Seite hinaufgestiegen sind. Dann folgen wieder Pfade auf Almwiesen und zum Schluss erst Schotterpisten und dann asphaltierte Almstraßen, die uns zum Golderli bringen.

Abstieg ins Kiental
Abstieg ins Kiental

Das Golderli ist eine Mischung aus Hütte und Hotel, vom Standard etwas einfacher als die Hotels bisher, aber sehr gemütlich. Auf der Terrasse mit Gletscherblick gibt´s erst mal kalte Getränke, später im hellen Speiseraum das Abendessen.

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Tag 5, Mittwoch: Die Königsetappe auf dem Bärentrek – Von der Griesalp über die Blümlisalphütte nach Kandersteg

Mit unsicheren Wetterprognosen aber bei nur leicht bewölktem Himmel starten wir heute schon um 7:30 h, damit wir dem sich nachmittags verschlechternden Wetter ausweichen können.

Zuerst moderat im Almgelände ...
Zuerst moderat im Almgelände …

Vom Golderli ein kurzes Stück auf dem Weg von gestern zurück, dann geht es rechts durch eine Kuhherde ins Almgebiet. Wir passieren noch eine einladende Alm, dann wird der Pfad durch die Wiesen immer steiler. Die Flanke unterhalb des Hohtürli-Passes türmt sich wie eine Wand vor uns auf. Wie gestern gehen die Almweiden irgendwann in Schotterfelder über. Immer weiter zieht sich der Pfad steil bergauf. Irgendwann folgen dann auch wieder kräftezehrende Holzleitern mit hohen Stufen – deutlich längere, als gestern.

... dann wird´s immer steiler ...
… dann wird´s immer steiler …

Trotzdem stehen die letzten um halb zwölf auf dem Hohtürli (2780 m). Sekunden später hüllen Wolken die Aufstiegsroute ein. Ein paar Passfotos, und dann noch 10 min. hinauf zur Blümlisalphütte. Dies ist mit 2834 m der höchste Punkt auf dem Bärentrek.

... und dann sind wir oben!
… und dann sind wir oben!

Es wird etwas windiger und etwas bewölkter, aber die Sonne kommt immer wieder durch und wir sitzen auf der Terrasse direkt auf Augenhöhe mit dem Blümlisalpgletscher. Suppe und Kaffee und warme Kleidung verhindern das Auskühlen, bevor es wieder los geht.

Blümlisalphütte
Blümlisalphütte

Nun folgt der lange Abstieg nach Kandersteg, der aber ausgesprochen abwechslungsreich daher kommt. Die Blicke auf die Gletscher zur Linken werden immer spektakulärer, wir laufen auf der Seitenmoräne am Gletscherzungenbecken. Später tauchen wir wieder in die Almlandschaft ein, passieren eine Hütte und erblicken den blau leuchtenden Oeschinensee.

Abstieg aus der Gletscherwelt
Abstieg aus der Gletscherwelt

Bald geht es über eine steile Felsstufe hinab, die aber mittlerweile leicht auf einem gut ausgebauten Weg begangen werden kann. Vorbei an einer weiteren Hütte und immer oberhalb des Oeschinensees verläuft die Route. Etwas später schlängelt sich der Weg unter steilen Felswänden hindurch.

Steile Wände und gute Wege
Steile Wände und gute Wege

Am Ende des Sees kehren wir unter den gelben Sonnenschirmen ein, die wir schon vom Berg aus gesehen haben. Anschließend steigen wir in einer Stunde zum Hotel nach Kandersteg ab, das wir gegen fünf Uhr erreichen. Das war heute auch unsere längste und anstrengendste Etappe auf dem Bärentrek, die wir aber wider Erwarten bei bestem Wetter genießen konnten.

Der Oeschinensee bei Kandersteg
Der Oeschinensee bei Kandersteg

Beim Abendessen im Bernerhof fängt es dann doch noch an zu regnen …

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Tag 6, Donnerstag: Kandersteg – Bunderspitz – Adelboden

Der Blick aus dem Fenster sieht gar nicht so schlecht aus. Daher gehen wir wie geplant los. Wir können bei Verschlechterung der Wetterlage ja noch mit der Allmenbahn zurück ins Tal fahren und dann mit dem Bus nach Adelboden.

Nebelschwaden im Kandertal
Nebelschwaden im Kandertal

Wir wandern Richtung Pfadfindercamp und dann rechts hoch auf steilem Pfad durch Wald und über Almwiesen. Oben treffen wir auf eine Schotterpiste, der wir nach rechts Richtung Allmenalp folgen. Rechts öffnet sich ein toller Blick auf den Oeschinensee und plötzlich rauscht ein Bartgeier knapp über unsere Köpfe hinweg, um dann noch ein paar Runden über uns zu drehen.

Bartgeier im Anflug
Bartgeier im Anflug

An einer Gabelung müssen wir uns entscheiden: Entweder bei schlechten Wetterprognosen und Wolken über uns den Pfad zum Pass angehen oder mit der Bahn abfahren. Wir entscheiden uns für Ersteres – weiter auf dem Bärentrek.

Aufstieg im Nebel zum Bunderspitz
Aufstieg im Nebel zum Bunderspitz

Schritt für Schritt arbeiten wir uns durch Almwiesen und Schotterflächen hinauf zum Pass am Bunderspitz. Wie gewohnt wird die Route zum Pass hin immer steiler. Nebelschwaden umgeben uns und nur selten wird der Blick etwas freier. Aber gegen Mittag stehen wir auf dem Pass bei ca. 2450 m.

Einige beginnen gleich mit dem Picknick, andere ersteigen noch den Bunderspitz (2520 m), der etwas höher und 15 min. entfernt liegt. Auf klare weite Aussichten müssen allerdings alle verzichten.

Picknick auf dem Pass
Picknick auf dem Pass

Anschließend folgt der Abstieg nach Adelboden. Steinige und lehmige Pfade bringen uns über Almwiesen zum Berghaus Bonderalp, wo wir uns bei Kaffee darüber freuen, dass es immer noch nicht geregnet hat.

Die Bunderalp
Die Bunderalp

Beim Weitergehen scheint es dann doch ein paar Tropfen zu geben, die sich aber schnell als harmlose Vertreter ihrer Spezies erweisen und auch schnell wieder verschwinden. Auf Pfaden über Almwiesen, auf Schotterpfaden am Bach und schließlich auf Asphalt erreichen wir das Hotel Bristol in Adelboden dann trocken – bis auf den doch noch mal etwas schweißtreibenden Aufstieg zum Ort.

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Tag 7, Freitag: Letzte Etappe Bärentrek, Adelboden – Hahnenmoospass – Lenk

Heute starten wir etwas später, um neun, aber bei Regen. Und der wird auch so schnell nicht aufhören. Also wählen wir eine sichere und bequemer zu gehende Route für den Aufstieg zum Hahnenmoospass – die Aussicht ist heute eh reichlich begrenzt.

So zuckeln wir unter unseren Ponchos und Regenjacken gleichmütig immer weiter aufwärts. Dies ist unsere letzte Etappe auf dem Bärentrek. Die Strecke verläuft im Wald, am Bach, vorbei an Liftstationen und später über Almwiesen. Je höher wir kommen, desto windiger und kälter wird es.

Heute mal Dauerregen ...
Heute mal Dauerregen …

Als wir gegen zwölf das Gasthaus auf dem Hahnenkammpass erreichen sind alle froh, dass wir nicht im Regen picknicken müssen. Der erste Teil der Pause besteht darin, sich einigermaßen trocken zu legen. Dann geht es an die warmen Suppen und Kaffees, und bald ist die nasse Kälte vertrieben.

Um eins geht es weiter. Leider regnet es immer noch. Der Abstieg nach Lenk verläuft zuerst im Nebel und Regen, beides verschwindet dann aber irgendwann endlich und wir können die Regenpellen ablegen. Nun kann man auch etwas weiter blicken, z.B. auf das Hotel Wildstrubel, das schon von weiten zu uns herauf schaut.

Schweiz und Berner Oberland
Schweiz und Berner Oberland

Noch ein paar steile Abstiege über teils matschige Wurzelpfade, dann haben wir Lenk erreicht. Mit den Schuhen in der Hand entern wir unsere Zimmer. Die warme Dusche war selten schöner als heute.

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Tag 8: Heimreise vom Bärentrek?

Die meisten brechen morgens per Zug auf Richtung Heimat. Einige genießen noch einen Tag in Lenk und Andreas fährt Richtung Zugspitze, wo Sonntag die nächste Trekkingtour startet.

Viele weitere Infos und Daten zum Bärentrek gibt es hier: TrekkingGuide.de Bärentrek.

Übrigens …

Wer es moderater mag und etwas mediterranes Ambiente schnuppern will, oder wenn die Jahreszeiten den Bärentrek noch nicht erlauben, dann werden Alternativen auch in der Schweiz gefunden … auf der Südseite des Alpenhauptkammes z.B. im Ticino / Tessin oder am Lago Maggiore.

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