Der mittlere Teil unserer Reise zeigte auf den Wanderungen besonders harte Kontraste: Die trockene, steppenhafte Halbinsel im Osten Madeiras scheint nichts zu tun zu haben mit dem subtropischen Regenwald am Calderaio Verde.
Tag 5, 26. März: São Lourenço
Heute mal wandern ohne Levada. Es geht auf die Halbinsel São Lourenço. Dazu fahren wir ganz in den Osten der Insel, wo sich São Lourenço wie ein Finger weit in den Atlantik hinein erstreckt. Weil es auf dieser Halbinsel keine allzu hohen Berge gibt, ist es hier sehr trocken. Die Wolken ziehen über das Kap hinweg und regnen sich hier nur selten ab. Daher fehlt hier auch die üppige Vegetation, für die man Madeira sonst kennt. In Anbetracht der Wetterprognosen ist das aber vielleicht heute genau das richtige Ziel. Und die Wahl bewährt sich auch, wir bleiben den ganzen Tag über trocken.
Die Wanderung startet hinter dem Ort Caniçal am Ende der Straße ER 214. Heute ist Samstag und wir sind nicht allein auf der Route.
Die vulkanische Felslandschaft ist extrem eindrucksvoll. Ehemalige Vulkanschlote ziehen sich als Basaltstreifen durch Aschen- und Tufflagen. Unten lag das Meer und formt aus dem ehemaligen Erdinnern eine reich gegliederte Steilküste. Die Ausblicke gehen nach Norden und nach Süden und auf einem besonders schmalen Stück zwischendurch sind beide Teile des Meeres rechts und links zum Greifen nah.
Immer wieder fliegen Passagierjets über uns hinweg und landen auf der Flugpiste, die wir von weitem an ihren hohen Säulen erkennen können. Aber auch viele Falken fliegen hier.
In der Ferne erkennt man bald schon einen Palmenhain, aus dem ein kleines Dach heraus lugt. Das ist unser Ziel für die Mittagspause, die Casa do Sardinha. Bevor wir hier einkehren, starten wir aber noch dem Gipfel des Pico do Furado einen Besuch ab. Hier stehen wir am äußersten Ende der Halbinsel. Vorgelagert liegen noch ein paar weitere Inseln und auf der letzten steht ein Leuchtturm.
Zurück an der Casa do Sardinha reihen wir uns in die Schlange am Tresen und an der Toilette ein. An den Tischen unter Palmen sitzt man aber ganz wunderbar und kann hier neben den gekauften Getränken auch sein mitgebrachtes Picknick verzehren.
Anschließend geht es mit einem kleinen Schlenker, aber sonst im Prinzip auf dem selben Weg, zurück zum Ende der Straße, wo der Bus die ganze Zeit auf uns gewartet hat. Wir fahren nun noch zum Hafen von Machico, um dort ein Stück an der Promenade entlang zu laufen und an deren Ende den obligatorischen Kaffee einzunehmen.
Als kostenlosen Bonus gibt es noch etwas Portugiesisch-Unterricht von der Belegschaft des Cafés. Dann zurück zum Bus, und auf dem Weg ins Hotel fängt es prompt wieder an zu regnen – was uns nun aber nicht mehr stört.
Hier gibt es die zur Wanderung gehörende Karte samt Profil und GPS-Track.
Tag 6, 27. März: Rabaçal, Levada do Risco und 25 Fontes
Heute ist Sonntag, aber trotz der Sonne im Namen ist für heute das bislang schlechteste Wetter angesagt. Kurzentschlossen brechen wir erst um 10 Uhr vom Hotel auf, weil es sich im Laufe des Tages etwas bessern soll. Es geht hinauf nach Rabaçal, wo wir zuerst an der Levada do Risco entlang zum gleichnamigen eindrucksvollen Wasserfall wandern. Neben dem fallenden Wasser in subtropischer Vegetation sind es vor allem die Buchfinken, die sich als Fotomotiv anbieten – einigen fressen sie sogar aus der Hand.
Dann geht es ein kleines Stück zurück und etwas hinunter auf die Levada do 25 Fontes. Auch ihr folgen wird zu einem Wasserfall, der noch spektakulärer von den Basalt-Klippen herabgestürzt kommt und in einem engen Kessel landet.
Entlang der Levada wandern wir zurück zum Eingang eines Tunnels, der uns in einem knappen Kilometer von der Nordseite der Insel auf die Südseite bringt. Das Wetter hat bis hierhin gut gehalten, aber als wir im Süden aus dem Tunnel treten, brauchen wir doch wieder Regenkleidung. Weit ist es nun aber nicht mehr zur Straße und zum Bus, der uns zurück ins Hotel bringt.
Siehe auch Karte, GPS und Profil der Tour.
Tag 7, 28 März: Freier Tag
Heute ist ein freier Tag, an dem kein zusätzliches Programm angeboten wird. Die meisten nutzen die Gelegenheit, noch einmal nach Funchal zu fahren. Der Botanische Garten von Funchal und der kleine Bergort Monte sind dabei die beliebtesten Ziele.
Da bei genügend Mitfahrern die Taxis nur unwesentlich teurer sind, als die Linienbusse, wird von vielen darauf zurückgegriffen. Andere erkunden die nähere Umgebung von Ponta do Sol, genießen die Sonne im Strandcafé und auf der Dachterrasse oder machen einen Ausflug nach Ribeira Brava.
Tag 8, 29 März: Levada Queimadas, Caldeirão Verde und Santana
Heute ist für die Umgebung von Santana bestes Wetter vorausgesagt. Wir fahren nach Queimadas und wollen von dort aus zum Caldeirão Verde (= grüner Kessel) wandern. Leider wird das Verhältnis zwischen Wetterprognose und Realität immer absurder.
Schon vor Santana fängt es an zu regnen und macht bis zum Ende der Wanderung kaum Pause. Entsprechend nass wird die Route. Schon am Forsthaus von Queimadas, wohin unser Bus uns hinauf fährt, ist alles ziemlich matschig.
Der Weg führt ohne große Steigungen immer an und auf der Levada entlang. Steile Abbrüche sind mit Seilgeländen gesichert. Es regnet die meiste Zeit, aber die Landschaft ist fantastisch. Irgendwie passt die Nässe auch zur dschungelartigen Atmosphäre. Die extrem steilen Felswände sind mit dichter Vegetation bewachsen: Farnbäume, Bartflechten, Lorbeer und vieles andere wuchern hier. Die Wolken lassen nur selten mal ein paar Blicke in die Ferne zu.
Trotz des schlechten Wetters sind recht viele Wanderer unterwegs. Das liegt wahrscheinlich daran, dass man diese Tour hin und zurück geht und somit wieder am gemieteten Auto ankommen kann.
Die Levada und der Wanderpfad winden sich um Felsvorsprünge und biegen dann wieder tief in die Talgründe ein, ohne an Höhe zu verlieren. Hin und wieder wird ein Bach überquert, und immer mal wieder tobt linker Hand ein mächtiger Wasserfall herunter.
Auch auf dem Weg selbst müssen wir immer mal wieder kleinen Wasserfällen ausweichen, manchmal auch einfach durch sie hindurch laufen. Ganz trocken ist bald niemand mehr. Und selbst in den Tunneln, die wir durchqueren, stehen tiefe Pfützen. Immer wieder muss man auch mal seinen Kopf einziehen. Gut, dass wir unsere Lampen dabei haben.
Schließlich kommen wir nach etwa zwei Stunden am Calderaio Verde an. Das ist der größte und mächtigste Wasserfall auf unserer Route, der in einen tiefen grünen Kessel fällt, welcher seinem Namen alle Ehre macht. Leider ist das letzte Stück zum Wasserfall wegen Steinschlaggefahr gesperrt, so dass wir uns vor der Barriere mit anderen Wanderern den relativ engen Platz zur Mittagspause teilen müssen. Der Regen lässt gerade eine Pause, um den Proviant trocken aus dem Rucksack in den Mund zu bekommen. Dann fängt es aber auch schon wieder an zu tropfen. Bevor die Brotdose voll läuft, packen wir zusammen.
Die ersten sind schon losgegangen und jeder geht nun in seinem Tempo zurück zum Bus. Den Weg kennen wir ja alle schon, es geht auf der gleichen Route zurück. Am Bus treffen wir alle wieder zusammen und lassen uns hinunter nach Santana fahren. Da fast alle klitschnass sind, fällt die Besichtigungspause an den strohgedeckten Häusern Santanas nur kurz aus, dann geht es weiter zurück nach Ponta do Sol, wo sich erstmal alle trockenlegen können.
Siehe auch die Karte mit Profil und GPS.
Fortsetzung …
Den ersten Teil der Wanderreise findest Du beschrieben unter Teil 1, den nächsten Teil unter Teil 3.