Madeira: Bericht einer Wanderreise im März / April

Madeira: Wandern auf dem Vulkan.
Madeira: Wandern auf dem Vulkan.

Lange haben wir uns auf diese Reise gefreut! Nun, im dritten Coronajahr können wir sie endlich durchführen. Aber warum sollte es ausgerechnet Madeira sein?

Die grüne Wanderinsel Madeira ragt als erloschener Vulkan auf Höhe von Marokko mitten im Atlantik auf und lädt mit ihrer üppigen subtropischen Vegetation und der mediterranen Kultur zum erlebnisreichen Wandern und zum neugierigen Reisen ein. Die Insel ist dabei alles andere als flach. Senkrechte Linien in der Landschaft sind hier so häufig, wie in den Alpen. Madeira ist 57 km lang und 22 km breit, reicht aber bis 1862 m hinauf.

Das hört sich nach steilen Bergpfaden an, und die gibt es auch. Aber Madeira hat auch leichte und fast ebene Wanderrouten zu bieten. Entlang der Levadas, alter Bewässerungskanäle, die die ganze Insel prägen, verlaufen heute Wanderrouten ohne nennenswerte Steigung oder Gefälle auf den Revisionswegen der Kanalbauer. Dabei geht das Gelände aber auf der einen Seite steil hinauf, auf der anderen Seite tief hinab bis zum Meer.

Die spektakuläre Berglandschaft, die subtropisch üppige Vegetation und die portugiesische Gastfreundschaft machen Madeira zur perfekten Wanderinsel. Party- oder Strandurlauber sind aber anderswo besser aufgehoben – auch das ein Grund, für einen Besuch!

Bericht Teil 1: Levada Nova, Küstensteig ab Porto da Cruz und Funchal mit Camara de Lobos

Berg- und Levadawandern auf Madeira
Berg- und Levadawandern auf Madeira

Unsere Madeira-Reise begann mit Hindernissen. Zuerst musste das Projekt wegen der Corona-Lage um ein Jahr verschoben werden. Dann ging kurz vor der Reise ein Unwetter über Madeira hinweg, das durch Abrutschungen und umgestürzte Bäume viele Wege stark in Mitleidenschaft gezogen hatte. Noch während der Reise waren viele Wege gesperrt und auf den höchsten Gipfeln lag noch Schnee.

Eine Woche vor der Abreise wurde an mehreren deutschen Flughäfen gestreikt, aber das sollte dann für uns eigentlich kein Thema mehr werden. So sah es zumindest bis Montag morgen aus. Dann gab Verdi die Meldung heraus, dass es weitere Streiks geben würde. Auch unser Flughafen in Hannover wäre betroffen.

Am Vorabend der Abreise gegen 21 Uhr dann eine weitere Nachricht: Wir sollten um 8:30 Uhr mit dem Bus ab Hannover nach Paderborn fahren, um von dort nach Madeira zu fliegen.

Tag 1, 22 März: Anreise nach Madeira mit Hindernissen

So geschah es dann auch. Und pünktlich nach Hannover zu kommen mussten viele Wanderfreunde einen früheren Zug nehmen. Schließlich trafen uns aber alle in Hannover am Bus und begannen die Madeira-Reise mit einer Rundfahrt durch Niedersachsen und Ostwestfalen. Frühzeitig erreichten wir Paderborn, aber die Schlange vor dem Check-In des kleinen Regionalflughafens war so lang, dass wir nach Stunden des Anstehens in besagter Schlange (ohne Kaffeepause) direkt in den Flieger steigen konnten.

Nun endlich ging es Richtung Madeira los. Gut vier Stunden später wurden wir vor der Atlantikinsel noch kurz durchgerüttelt, dann landete die Maschine auf der Landepiste von Funchal. Was wir erst viel später sahen, war die gewagte Konstruktion des Flughafens. Die Landebahn liegt zum größten Teil auf langen Stelzen, wie tief unten in der Schlucht in festem Grund stehen.

Landebahn am Flughafen Madeira
Landebahn am Flughafen Madeira

Der bestellte Transferbus wartete schon und brachte uns ins Hotel nach Ponta do Sol, das wir um 18 Uhr erreichten. Eine Stunde später trafen wir uns beim leckeren Abendessen.

Tag 2, 23. März: Prazeres – Levada Nova – Calheta

Die Wanderplanung war nicht ganz leicht, denn es waren immer noch viele Wanderwege gesperrt und in den Bergen lag noch Schnee. Die Sperrungen betrafen auch die Route, die wir heute eigentlich als Einstiegs-Wanderung vorgesehen hatten. Stattdessen ließen wir uns nach Prazeres fahren, um entlang der Levada Nova zu wandern.

Pünktlich als wir den Startort erreichen, fängt es an zu regnen. So werden gleich schon mal alle Regenjacken und Regenponchos präsentiert. Glücklicherweise hörte es nach einer Weile wieder auf.

Typisch Madeira: Auf der Levada Nova
Typisch Madeira: Auf der Levada Nova

Die Levada, ein hangparallel verlaufender Graben der ohne Steigungen oder Gefälle durch die Berge zieht, bietet erstmal ein anstrengungsfreies Wandern. Zuerst laufen wir entlang der Gärten von Prazeres, dann tauchen wir in den Eukalyptuswald ein. Immer wieder gibt es Aussichten auf die Küste, die aber teilweise wolkenverhangen sind und teilweise ist die Route auch ziemlich zugewachsen. Trotzdem ist der Eukalyptusdschungel sehr eindrucksvoll.

Ein schöner Platz an einem Bach, der die Levada kreuzt, wartet auf uns zur Mittagspause. Leider fängt es genau in diesem Moment wieder an zu regnen und wir marschieren weiter. In der nächsten Regenpause nehmen wir dann endlich unser Picknick ein. Die ersten Produkte aus dem künftigen Supermarkt unseres Vertrauens werden erwartungsvoll ausgepackt und verzehrt.

Madeira: Überall Wasser ...
Überall Wasser …

Danach ist es nicht mehr weit bis zu einem großen Wasserspeicher, hinter dem wir nach rechts unten von der Levada abzweigen und auf steilen Asphaltstraßen hinab zur Bucht von Calheta absteigen. An der Zuckerfabrik bleibt ein Grüppchen im daneben liegenden Café zurück, die anderen wandern noch ein paar Meter weiter hinunter zum Strandcafe. Hier werden erste Kontakte zur portugiesischen Kaffeekultur geknüpft. Der Kaffee der Wahl ist heute der Galão, am besten zu vergleichen mit einer italienischen Latte Macchiato.

Über die Ränder der Kaffeetassen blicken wir hinunter in die Hafenbucht und auf einen der wenigen Strände Madeiras – gelber Sand künstlich aufgeschüttet – doch zum Baden lässt sich niemand verlocken. Der Bus wartet auch schon auf uns und bringt uns nach dem Kaffee zurück nach Ponta do Sol zum Hotel.

Hier findest Du eine Karte mit Höhenprofil und GPS

Tag 3, 24. März: Von Porto da Cruz über den Küstensteig nach Machico

Heute muss die Ersatz-Wanderung ran. Die Routen oben in den Bergen sind immer noch gesperrt. Selbst die Webcam hilft kaum, einen realistischen Eindruck der Verhältnisse zu bekommen, denn auf ihren Bildern sieht man nur Wolken und Nebel. Wenn mal ein kleines Sichtfenster aufgeht, sieht man nur Schneefelder am Pico Arieiro.

So wandern wir stattdessen heute von Porto da Cruz nach Machico. Porto da Cruz ist ein sympathisches Hafenstädtchen im Nordosten der Insel. Zuerst geht es am Ufer an alten Fabrikgebäuden entlang, mit tollen Blicken zurück über den Ort auf den mächtigen Adlerfelsen. Dann wendet sich eine Piste steil den Berg hinauf.

Nachdem wir die letzten Häuser passiert haben, geht es noch ein Stück durch die Gärten und die Steigung geht in eine hangparallele Routenführung über. Am Ende der Fahr-Piste erwartet uns ein schmaler Bergpfad, der sich in sanftem Auf und Ab durch die Steilwand zieht. Die Blicke voraus und zurück in die Steilküsten und auf die dschungelähnlich bewachsenen Hänge ist fantastisch. Im Hintergrund liegen immer das Meer und die ständig wechselnden Wolkenformationen. Der Mix aus Licht und Dunkel ist besonders reizvoll und bringt viel Struktur in die Fotos.

Blick auf Porto da Cruz
Blick auf Porto da Cruz

So wandern wir auf dem Küstensteig dahin, bis wir eine etwas breitere Stelle für ein aussichtsreiches Picknick finden. Früher wurde der Pfad genutzt, um den Wein in Lederschläuchen von Porto da Cruz nach Machico zu transportieren. Aufgrund der Steilheit des Geländes konnten hier keine Tragtiere eingesetzt werden, jeder Lederschlauch musste von einem Träger geschleppt werden.

Bald nach der Mittagspause erreichen wir die Boca do Risco. Durch diesen Pass hindurch wenden wir uns von der Küste weg und steigen in das Teil von Machico hinab. Fels- und Waldlandschaft tritt immer weiter in den Hintergrund, dafür wandern wir vermehrt durch Wiesen und später Gärten. Oberhalb der Ausläufer von Machico treffen wir wieder auf eine Levada, der wir noch eine ganze Weile folgen.

Der Küstensteig nach Machico
Der Küstensteig nach Machico

Schließlich biegen wir nach rechts ab und steigen ein paar Schritte hinunter zur Straße, wo uns die Snackbar Levada Nova mit weiteren Kaffeespezialitäten verwöhnt. Hier ist der Kaffee Chinesa für viele eine Neuentdeckung, ein doppelter Espresso mit Milch. Die verlockende Terrasse mit Blick über Machico und auf das Meer konnten wir nicht nutzen. Als wir gerade die Tische und Stühle trocken gewischt hatten, fing es wieder an zu regnen …

Unser Bus hatte wieder in der Nähe gewartet, so dass wir nach dem Kaffeegenuss direkt einsteigen und uns ins Hotel zurückfahren lassen konnten.

Zur Tour gibt´s hier Karte, Profil und GPS-Track.

Tag 4, 25. März: Madeiras Hauptstadt Funchal und Wanderung nach Camara de Lobos

Heute ist der erste freie Tag auf Madeira. Andreas schlägt aber einen gemeinsamen Ausflug nach Funchal vor, dem sich alle anschließen. Mit dem Linienbus geht es von Ponta do Sol durch die Berge in die Hauptstadt.

Madeira, die Insel der Früchte
Madeira, die Insel der Früchte

Der Bus hält an der Uferpromenade Funchals und von hier ist es nicht weit bis zur Markthalle. Das bunte Treiben zwischen den üppig ausgestatteten Obst- und Gemüseständen ist ausgesprochen malerisch. In der Fischhalle geht es weniger bunt zu, aber auch die ausgelegten ganzen oder zerteilten Fische sind sehr interessant.

Thunfisch-Zerlegung im Fischmarkt
Thunfisch-Zerlegung im Fischmarkt

Nach der Markthalle wenden sich einige ihren eigenen Pläne zu, während andere mit Andreas eine Küstenwanderung unternehmen. Dabei gibt es zuerst einen kleinen Schlenker durch die Altstadt und die ehemaligen Wohngebiete der Fischer zur Stadtfestung São Tiago.

Madeiras Hauptstadt Funchal: Festung São Tiago
Madeiras Hauptstadt Funchal: Festung São Tiago

Von dort wenden wir uns nach Westen und laufen für den nächsten Stunden immer an der Küste oder parallel zu ihr. Zuerst ist das die Uferpromenade von Funchal, die anschließend in die Hotelzone westlich des Ortes übergeht. Hier liegen die ältesten Touristenhotels der Insel.

Dann geht es erneut auf eine Uferpromenade, die zügig auf Camera de Lobos zustrebt. Aufgrund eines kleinen Zwischenfalls wird für einige schon frühzeitig ein Taxi gerufen, während die anderen bis in den malerischen Hafenort Camara de Lobos laufen. Dort liegen viele bunte Fischerboote auf dem Strand, und die Fischer sitzen in der dahinterliegenden Bar und spielen Karten oder unterhalten sich.

Bunte Boote in Camara de Lobos
Bunte Boote in Camara de Lobos

Wir schauen uns um, nehmen den obligatorischen Kaffee ein und suchen uns dann ein großes Taxi mit einem redseligen Fahrer, um nach Ponta do Sol zurückzufahren.

Hier findest Du die Karte samt Profil und GPS-Daten von der Markthalle in Funchal bis Camara de Lobos.

Fortsetzung >>>

Hier geht es weiter zum Reisebericht Teil 2. Der handelt über die Wanderungen auf der wüstenhaften Halbinsel São Lourenço, im wasserreichen Gebiet von Rabaçal mit 25 Fontes und auf der Nordseite im Caldeirão Verde – mit einem besonderen Erlebnis meteorologischer Art …

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