An der spanischen Mittelmeerküste lässt es sich erstaunlich gut wandern. Wo der mitteleuropäische Naturfreund nur Bettenburgen und Sandstrände erwartet, liegen in der Realität viele authentische spanische Dörfer und Städte und in deren Hinterland – oder auch an der Küste selbst – hervorragende wilde Bergwander-Routen.

Diese Vielfalt an wunderschönen Routen macht in Kombination mit dem Klima Spaniens Mittelmeerküste zu einem der attraktivsten europäischen Wandergebiete im Frühling oder Herbst.
Hier habe ich Euch ein paar Standorte an der Küste ausgewählt, von denen aus fantastische Wanderregionen im Hinterland als Tagestouren gut erreichbar sind. Ein Kriterium dabei war die Attraktivität des jeweiligen Ortes zu den Jahreszeiten – Frühling oder Herbst – die sich am besten zum Wandern eignen.
El Port de la Selva, Cadaqués & Roses
Gleich im Norden der spanischen Mittelmeerküste warten schon tolle Wandergebiete auf den Reisenden. Gute Standorte für Wanderurlaube sind Port de la Selva oder Cadaqués, aber auch Roses. Ersteres liegt etwas näher zur französischen Grenze und ist relativ ruhig. Cadaqués (ca. 3.000 Einwohner) ist bekannter und etwas touristischer, aber auch bei weitem keine Bettenburg sondern mit viel Atmosphäre ausgestattet. Und Roses (Roses ist katalanisch, spanisch heißt es Rosas) ist der größte der drei Orte und liegt am Übergang zwischen Felsküste im Norden und endlos langem Sandstrand Richtung Süden.
Das felsige und wellenumspülte Cap de Creus liegt zwischen Roses und El Port de la Selva und bietet tolle Wanderungen. Auch sandige Strandbuchten findet man hier immer wieder. Cadaqués liegt in einer Bucht im Osten des Naturparks und der Halbinsel Cap de Creus.
El Port de la Selva ist ein schönes ruhiges Fischerdörfchen. Zum Wandern würde ich aber meine Unterkunft vielleicht lieber in Cadaqués nehmen, denn von hier aus gibt es mehr Wandermöglichkeiten in Richtung Port de la Selva, Roses und auf die Halbinsel des Cap de Creus. Hier steht auch das Haus von Salvador Dalí, heute ein sehenswertes Museum. Auch viele andere Künstler wurden von der Ausstrahlung und der tollen Lage des Fischerdorfes angezogen. In China fand man den Ort Cadaqués so schön, dass man ihn dort nachgebaut hat.

Im Sommer wird der Ort von vielen Tagestouristen besucht und alle Betten sind belegt. Im Frühjahr und im Herbst, wenn die Temperaturen und das Vegetationsbild sowieso angenehmer zum Wandern sind, ist es ruhiger.
Eine Sammlung von guten Wandervorschlägen auf dem Cap de Creus findest Du bei Outdooractive / Cadaqués.
Altea, Benidorm, Villajoyosa und ihr Hinterland
Die drei Städte Altea, Benidorm und Villajoyosa könnten unterschiedliche nicht sein. Was sie eint ist die Nähe zu attraktiven Wandergebieten im Hinterland der Küste. Und – je nach Geschmack – eignen sich alle drei Orte bestens als Standorte für Wanderreisen.

Altea ist dabei nach meinem Geschmack das schönste Städtchen. Die tolle Altstadt mit Gassen und Plätzen liegt auf einem Hügel über dem Meer. Hier findet nicht nur Tourismus statt, sondern normales spanisches Leben. Das macht Altea zu einem guten Standort im Herbst und im frühen Frühjahr, wenn die Badeorte noch oder schon ziemlich ausgestorben wirken.

Ähnliches gilt für Villajoyosa (katalanisch La Vila Joiosa). Hier ist die Altstadt kleiner, aber näher am Strand und auch am Strand selbst findet man gewachsene Strukturen und eine authentische Atmosphäre. Beide Orte bieten ein attraktives, aber auch ein begrenztes Angebot an Gastronomie. Wer also jeden Abend in einer anderen Bar Tapas essen möchte, der sollte hier vielleicht jeweils 3-4 Nächte einplanen und dann den Standort wechseln.

Benidorm hingegen ist der Inbegriff der spanischen Bettenburgen. Nirgendwo in Spanien ragen die Hotels höher hinauf als hier. Aber irgendwie hat auch das seinen Charme. Immerhin konzentriert sich die touristische Infrastruktur hier auf ein kompaktes Zentrum, und direkt an den Bebauungsgrenzen fangen naturnahe Gebiete an, in denen es sich schön wandern lässt.
Die Mittelmeerküste per Tram erkunden
Ein besonderer Bonus an diesem Teil der spanischen Mittelmeerküste ist die Erschließung mit der Bahn bzw. Straßenbahn. Die Tram der Linie L1 verläuft vom Alicante über Villajoyosa nach Benidorm. Von Benidorm aus kann man auf andere Tram-Linien umsteigen, z. B. die L9 Richtung Denia, die z.B. die Orte Altea, Calpe, Teulada, Gata de Gorgos und Dénia verbindet.
Da sich auch zwischen den Küstenorten an vielen Stellen schöne Wanderungen machen lassen, ist die Tram auch ein hervorragendes Vehikel für Streckenwanderungen in den Küstengebirgen. Da gibt es z.B. die spektakuläre Sierra Gelada zwischen Benidorm und Altea. Aber auch oberhalb der Küste zwischen Benidorm und Villajoyosa lässt es sich schön wandern
Wandergebiete im Hinterland der Mittelmeerküste
Alle drei o.g. Orte gewähren einen angenehmen Aufenthalt. Altea und Villajoyosa wirken dabei sehr authentisch und sind auch im Winter nicht ausgestorben. Benidorm ist sehr touristisch und hat den Badetourismus perfektioniert.
Die eigentlichen Highlights für Wanderer liegen aber nicht bei den Küstenorten selbst. Weiter im Hinterland finden sich fantastischen Wanderrouten in der Sierra de Bérmia, in den Sierra Serrella, Aixorta und Aitana rund um Guadalest. dem Monte Castellet, der Sierra de la Grana und vielen Gebirgszügen mehr. Diese sind von der Küste aus am besten mit dem Mietwagen erreichbar.

Natürlich spricht auch nichts dagegen, sich in einem Ort im Hinterland einzumieten. Man findet hier viele schöne Bergdörfer in spektakulärer Lage. Aber gerade außerhalb der Sommersaison sind diese Orte oft recht verschlafen, und viele Wanderer – die hier ja am besten im Frühling und Herbst wandern können – möchten vielleicht nach der Tour einen etwas lebendigeren spanischen Alltag erleben. Dann sind die etwas größeren Orte in Küstennähe die bessere Wahl.
Mehr Hinweise zum Wandern in der Nähe von Altea, Benidorm und Villajoyosa findet Ihr auf der Seite Wandern zwischen Valencia und Alicante und konkreter unter Wandern in den Sierras de Alicante.
