Was unterscheidet Campingplätze in Ostdeutschland von denen in Westdeutschland?
Seit den 90er Jahren hat sich auch auf den Campingplätzen in Ostdeutschland viel getan, trotzdem gibt es im Durchschnitt immer noch Unterschiede zu den Campingplätzen in Westdeutschland. Warum das so ist und warum diese Vielfalt so attraktiv ist, versuche ich mal in diesem Artikel zu skizzieren.
Entwicklung des Campings in Ostdeutschland und anderswo
In der DDR wurde auch der Urlaub in weiten Bereichen vom Staat organisiert. Viele Familien verbrachten ihre Ferien in Erholungsheimen, doch die Plätze dort waren begrenzt. Camping entwickelte sich daher zu einer beliebten Urlaubsform, da es ein Gefühl von Naturnähe, Freiheit und Unabhängigkeit vermittelte.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands erlebte das Camping in Ostdeutschland einen Wandel. Die Campingplätze wurden modernisiert und an westliche Standards angepasst, wobei dennoch viele traditionelle Elemente bewahrt wurden. Heute zeichnen sich viele Campingplätze in den östlichen Bundesländern durch eine Mischung aus Naturnähe, historischem Charme und modernem Komfort aus.
Und in den letzten Jahrzehnten wurde Campingurlaub in Ost und West wieder deutlich beliebter. Auch wenn nicht mehr jeder im Zelt schlafen mag, die Alternativen Tiny-House, Wohnwagen und vor allem Wohnmobil werden mittlerweile von vielen geschätzt.
Dabei ist Campingurlaub schon lange nicht mehr die Alternative für Leute, die sich kein Hotel leisten können. Rechnet man die Investitionskosten in Campingausrüstung wie Wohnwagen oder Wohnmobil, dann liegt man auf Dauer in seinem Camper nicht unbedingt günstiger als in einem Hotelzimmer.
Was die Menschen am Camping heute reizt, ist nicht der günstige Preis, sondern ein hoher Grad Naturnähe und Selbstbestimmtheit Außerdem kommt man auf einem Campingplatz mit seinen Nachbarn deutlich schneller in Kontakt als in einem Hotel.
Der Vollständigkeit halber muss man auch sagen, dass Camping sich nicht nur auf klassische Campingplätze konzentriert, sondern gerade durch den Camper- und Wohnmobil-Boom auch viele andere Stellplätze dazu zu rechnen sind. Das sind häufig kommunal eingerichtete Wohnmobilstellplätze oder Parkmöglichkeiten für Wohnmobile im öffentlichen Raum, wie zum Beispiel an Sportplätzen oder Wanderparkplätzen.
Preis-Leistungs-Verhältnis und Aufenthaltsdauer
Beim Camping in Ostdeutschland erfährt man immer noch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Laut Statistischem Bundesamt verbringen Campingfreunde in den ostdeutschen Bundesländern mehr Nächte pro Urlaub und zahlen dafür weniger. Der durchschnittliche Preis pro Nacht im ADAC-Vergleich liegt auf ostdeutschen Campingplätzen um 2,57 Euro unter dem im Westen, wobei der Durchschnittspreis in ganz Deutschland bei 30,67 Euro liegt (2024).
Ausstattung, Komfort und Zahlen der Campingplätze
Die Betreiber ostdeutscher Campingplätze haben in den letzten Jahrzehnten erhebliche Investitionen getätigt, um den Komfort und die Ausstattung ihrer Anlagen zu verbessern. Viele Plätze bieten heute moderne Sanitäranlagen, Restaurants, WLAN-Zugang und spezielle Angebote für Familien mit Kindern.
Die Plätze im Osten in den Kategorien “4-Sterne oder mehr”, „Superplatz“ oder „ADAC Tipp“ liegen knapp unter, im Westen knapp über 18 %, also gibt es hier kaum einen Unterschied.
Wo wir schon bei den Zahlen sind, in Ostdeutschland gibt es ungefähr 680 Campingplätze und in Westdeutschland ca. 2400 (2025). Pro Kopf der Bevölkerung ist die Campingplatzdichte im Osten deutlich höher. Hier kommen gut 18.000 Einwohner auf einen Campingplatz, während in Westdeutschland 28.000 Einwohner pro Campingplatz gezählt werden.
Buchtipp: 111 ostdeutsche Campingplätze, die man kennen muss
Mit den besonderen Campingplätzen in Ostdeutschland beschäftigt sich auch ein Führer aus dem Emons-Verlag. Die Autorin Laura Kaiser hat 111 Plätze ausgewählt, die alle etwas Besonderes sind. Die besondere Lage, die einzigartige Natur, die liebevoll oder skurril gestalteten Installationen, all das kann ein Kriterium für die Auswahl sein.
Ob Natur-Zelter, WoMo-Pilot oder 5-Sterne-Wohnwagen-Camper, hier finden alle ein paar besondere Tipps für einen Campingurlaub in Ostdeutschland. Blick auf Seen oder Weinberge, Campen in der Altstadt oder im Freibad, Sundowner in der Industriebrache oder auf der alten innerdeutschen Grenze, Grillen im Schlossgarten oder im alten Bahnhof … hier ist schon jeder Platz für sich ein lohnendes Reiseziel. Die schönen, motivierenden Fotos stammen von Christoph Schaarschmidt.
Naturerlebnisse und Landschaften in Ostdeutschland
Ostdeutschland besticht durch eine Vielzahl beeindruckender Landschaften, die Campern einzigartige Naturerlebnisse bieten.
Die Küsten der Ostsee sind oft noch viel wilder und natürlicher als im Westen. Auch die Campingplätze dort bieten oft besonders viel Kontakt zur Natur. So kann man z.B. auf einem Campingplatz auf dem Darss mit seinem Zelt mitten in den Dünen campen.
Eine andere traumhafte Campinglandschaft sind die vielen Seenplatten in Mecklenburg-Vorpommern und in Brandenburg. Hier findet man besonders viele besonders idyllisch gelegene kleinere und mittelgroße Plätze. Und das Wasser ist fast immer in der Nähe. So kommen Paddler und auch Radfahrer hier voll auf ihre Kosten.
Auch die großen Flusslandschaften von Havel, Spree oder Elbe locken viele Camper an. Und nicht zuletzt die Mittelgebirge wie das Elbsandsteingebirge, der Thüringer Wald, der Harz oder das Erzgebirge bieten spektakuläre Natur und Kultur.
Kulturelle Highlights und Sehenswürdigkeiten
Neben der beeindruckenden Natur bietet Ostdeutschland auch eine Vielzahl kultureller Attraktionen. Die Region ist reich an Burgen, Schlössern und einzigartigen Museen. Städte wie Dresden, Weimar, Quedlinburg oder Leipzig locken viele Besucher an und überall gibt es in der Nähe auch Campingplätze.
Fazit
Camping in Ostdeutschland bietet eine gute Möglichkeit, diesen Teil unseres Landes besser kennenzulernen. Die Campingplätze sind meist näher an der Natur, bieten mehr Platz, zeichnen sich durch ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis aus und verfügen häufiger über einen individuellen Charme als viele Plätze im Westen.
Ob an der Ostsee, in den Mittelgebirgen, bei den historischen Städten oder an einem der vielen Seen – für jeden Campingfreund gibt es hier den passenden Platz.